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Die SAP-Nachwuchsberater durchlaufen ein anspruchsvolles Ausbildungsprogramm. Der Online-Unterricht in Pandemiezeiten verlangt den Teilnehmern alles ab.

Nicolai Zschippig ist einer von 48 Career Starter im Vorstandsbereich Customer Success, die den siebenwöchigen Herbst-Kurs für neue Services-Kollegen aus den Regionen EMEA und MEE absolviert haben.

Das Programm soll die Neulinge mit SAP-Basiswissen und notwendigen Soft Skills ausstatten. Mit dieser Grundlage versehen, gehen die Teilnehmer anschließend zurück in ihre Teams. Dort erhalten sie – je nach Anforderung und Tätigkeit – vertiefende Schulungen. Parallel dazu arbeiten sie bereits in Projekten mit. Erfahrenen Kollegen beziehungsweise ihr „Buddy“ vermitteln das notwendige Rüstzeug, das sie für ihre tägliche Arbeit benötigen.

Seit Mai 2020 können die Sessions nur virtuell stattfinden. Die SAP bietet das Programm in der Regel drei Mal pro Jahr an. Es wird in gleicher Form in Nordamerika durchgeführt, wobei dann auch Teilnehmer aus Südamerika dazu stoßen.

SAP-Berater-Ausbildung: Theorie und Praxis verknüpfen   

„Der Kurs hat mir den erhofften Überblick über die SAP als Ganzes verschafft. Zusammenhänge konnten dadurch verknüpft und die bis dahin erlernten Bausteine zu einem großen Gesamtbild vereint werden“, sagt Nicolai. Für ihn, der ursprünglich einen betriebswirtschaftlichen Ausbildungspfad eingeschlagen hat, seien vor allem die technologieorientierten Themenblöcke hilfreich gewesen.

Aber auch die Programmpunkte zur Persönlichkeitsentwicklung sowie zur Business-Etikette, die der Dienstleister Berlitz beisteuert, waren „sehr wichtig und hilfreich“. Zschippig: „Wenn man direkt mit dem Kunden zu tun hat, kann man viel falsch machen“, weiß der frischgebackene „Solution Consultant“.

Er hatte schon früh nach seinem SAP-Einstieg als Praktikant und später Werkstudent die Möglichkeit bekommen, beim Mega-Projekt GSS+ (Global Supply Systems) der Daimler AG mitzuwirken. „Dafür bin ich meinen Manager und dem Team sehr dankbar“, sagt Zschippig, der erst vor wenigen Wochen sein Masterstudium mit der Arbeit „Integrated Business Planning als Lösungskonzept zur Supply-Chain-Optimierung in der Automobilindustrie“ abgeschlossen hat.

Die Optimierung des weltweiten Materialflusses auf Basis von SAP S/4HANA genießt beim schwäbischen Automobilkonzern weiterhin eine hohe Priorität, der Bedarf an Unterstützung ist also da – mit ein Grund, warum Nicolai im Projektteam bleiben wird. Zudem reizt ihn die Aufgabe dabei zu helfen, diese große Transformation umzusetzen. Hinzu kommt sein Faible für die Automobilbranche. Kein Wunder, dass Zschippig mit großer Begeisterung dabei ist: „Das ist das Ding, das ich machen wollte.“

„Nicolai war bereits voll integriert. Zudem erwartet der Kunde eine gewisse Stabilität im Projektteam“, erklärt Thomas Schick, Beratungsleiter im Automotive-Umfeld bei der SAP-Landesgesellschaft Deutschland und Manager von Nicolai Zschippig.

Schick empfiehlt seinen neuen Kolleginnen und Kollegen immer wieder gern das Career-Starter-Programm, weil die Rückmeldungen der Teilnehmer durchweg positiv sind. „Ich bringe die Neuankömmlinge zeitnah mit den Absolventen des vorangegangenen Programms zusammen, so dass sie sich austauschen können“, erzählt Schick. Er weiß, wie wichtig Networking ist (unser Business ist global“), weiß aber auch, dass 2020 ein schwieriges Jahr ist, um persönliche Kontakte zu knüpfen.

„Was normalerweise in den Kaffeeecken stattfindet, musste jetzt zwischendurch online passieren“, bestätigt Zschippig. Zwar sei er außerhalb der Kurszeiten immer wieder auf andere Teilnehmer zugegangen; dennoch hätte er sich gewünscht, dass virtuelles Networking im Rahmen der Agenda stattgefunden hätte – ein Punkt, der auch von anderen Kursteilnehmern als Verbesserungsvorschlag genannt wurde.

Straffes Programm auf dem Weg zum SAP-Berater         

Die Agenda ließ dafür kaum Raum. Ob Design-Thinking-Übungen, interkulturelle Kommunikation, Gruppenarbeit zu einer Case Study, verpflichtende Compliance- und Sicherheitstrainings oder Info-Sessions zu SAP S/4HANA und zur ABAP Workbench (und noch vieles mehr) – jeder Tag war gefüllt mit interessanten Inhalten und exakt durchstrukturiert, aber aufgrund des virtuellen Formats für die Protagonisten auch sehr anstrengend.

Zschippig hat seine ganz eigenen Methoden und Strategien entwickelt, um das umfangreiche Programm zu bewältigen. Ein Smiley-Post-It mit der Parole „Durchhalten“, die er am Laptop-Bildschirm anbrachte, hat ihn immer wieder daran erinnert, aufmerksam mitzuarbeiten – vor allem dann, wenn seine Konzentrationsfähigkeit einmal nachgelassen hat.

„Das Mittagessen habe ich oft am Abend vorher vorbereitet, um die Pausen zum Joggen nutzen zu können“, berichtet er. Regelmäßige Inhouse-Übungen haben ergänzend geholfen, Körper und Geist fit zu halten. Auf diese Weise hat er nicht nur sämtliche Sessions absolviert, sondern war abends noch in der Lage, seine Aufschriebe zu dokumentieren.

Tauchten Fragen auf oder benötigten Teilnehmer Unterstützung, war das Career-Starter-Team zur Stelle. Ein solches Programm auf die Beine zu stellen sowie die Teilnehmer zu betreuen, ist selbst für erfahrene SAP-Ausbilder immer wieder eine Herausforderung, insbesondere in Pandemie-Zeiten.

Jürgen Nelz, global verantwortlich für das Skill Management in der Intelligent Delivery Group bei SAP Services, konnte mit seinem Team auf den Erfahrungen vom ersten virtuellen Career-Starter-Kurs im Mai 2020 aufbauen.

„Zunächst war es ein echter Kraftakt, das ehemals reine Präsenz-Programm während des Lockdowns für den Mai auf ein komplett virtuelles Format umzustellen“, sagt Nelz. „Wir haben uns umso mehr über das dann sehr positive Feedback der Mai-Teilnehmer gefreut und deren Impulse zum ‚Feinschliff‘ des Programms im Oktober genutzt. Da wurden beispielsweise  die Länge von Sessions angepasst und die Reihenfolge auflockernd gestaltet. Damit sind wir seit dem Oktoberprogramm quasi serienreif.“

SAP-Ausbildung: Zwischen Erwartung und Realität

Zschippig ist inzwischen in der SAP-Familie angekommen. Er schätzt den unkomplizierten Umgang miteinander und empfindet das „Wir-Gefühl“, das die SAP-Kollegen verbindet, als ein großes Plus des Unternehmens. Man könne hier auf einer Ebene mit Executives kommunizieren.

Ob er sich denn Christian Klein als Vorbild nehme, frage ich Nicolai Zschippig. Der CEO hat ja ebenfalls als SAP-Praktikant angefangen. Er grinst. So weit wolle er nicht denken, aber das sei schon Motivation für ihn. Es bedeute, dass „man alles schaffen kann, wenn man ehrgeizig ist“.

Regelmäßige SAP-Talks mit Thomas Schick helfen Nicolai Zschippig dabei, seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und seine Karriere zu planen. Erst kürzlich hat er einen Programmierkurs absolviert, den Thomas jedem Berater empfiehlt. „Die Kunden erwarten ein gewisses Maß an technischem Know-how“, sagt der Beratungsleiter.

Schick legt Wert darauf, dass die neuen Kollegen auch in den nächsten Monaten viel Zeit in Trainings investieren und genügend Raum bekommen, damit der Umstieg von der universitären Ausbildung in das Arbeitsleben möglichst sanft verläuft. Da sei sehr wichtig, da er immer wieder beobachte, dass T1-Kollegen mit ihrer Work-Life-Balance haderten – obwohl die Career Starter in ihrem Kurs einen Tag mit „Mindfulness“ und Stressmanagement verbringen.

Eventuell wäre dies eine Problematik, die man im Rahmen des Career-Starter-Programms noch stärker thematisieren könnte, so Schick. Eine weitere Anregung betrifft die Cloud-Strategie der SAP. „Was das technologisch bedeutet und von welchen Übergangszeiträumen wir hier realistischer Weise sprechen“, wären laut Thomas ebenfalls relevante Inhalte für das Programm.

Mittlerweile stehen die Teilnehmer des nächsten Career-Starter-Programms fest, das im Laufe dieses Januars beginnt. Das spricht nicht nur für den Erfolg des Programms; es zeigt auch, dass die SAP selbst in schwierigen Zeiten weiterhin einstellt.


Bildrechte: SAP SE, Norbert Steinhauser